Dr. Uwe Hartmann

VORTRAG AM MONTAG, 29/04/2019

Dr. Uwe Hartmann, Magdeburg, spricht über:

Das Geschäft mit der Kunst in der DDR: Privates Sammeln, verstaatlichter Handel und die Enteignung von Kulturgütern

Datum: 29/04/2019, 18:15 Uhr
Ort: Raum A 111, Architekturgebäude der TU, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin

Links: Blick in das Zentrallager der Kunst und Antiquitäten GmbH während ihrer Liquidation 1990, rechts: Auswahl von Geschäftsunterlagen der Kunst und Antiquitäten GmbH aus dem Bestand BArch DL 210 des Bundesarchivs @ Bundesarchiv

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Mit den folgenden, an den Kulturminister der DDR gerichteten Worten lenkte Curt Belz 1956 die Aufmerksamkeit auf den „ersten staatlichen Kunsthandel in Berlin und der DDR“:

„Der Staatliche Kunsthandel stellt sich die Aufgabe, alte und neue Kunst zum Kauf anzubieten und wird in Verbindung hiermit wechselnde Ausstellungen durchführen. Unserer Zeit entsprechend findet der An- und Verkauf auf reeller ökonomischer Grundlage statt unter besonderer Berücksichtigung wertvollen Kunstgutes. Darüber hinaus werden im Rahmen des Staatlichen Kunsthandels fachliche Beratungen in Fragen der künstlerischen Raumgestaltung und beim Einrichten sowie Ergänzen von privaten Kunstsammlungen gegeben“.

Trotz dieses Anspruches, Kunst „auf reeller ökonomischer Grundlage“ zu handeln, blieb es ein bis zum Ende des Bestehens der DDR ungelöster Widerspruch, wie in einem zentral geplanten und gelenkten Verteilungssystem individuelle (ökonomische) Interessen von Kunstsammlern Berücksichtigung finden konnten. Mehr noch, das kulturpolitische Dilemma in der DDR war wie folgt: einerseits wollte der Staat wertvolles Kunst- und Kulturgut als unveräußerliches „Volkseigentum“ sichern; andererseits sah er längst nicht alles, was er aus privaten Kunstbesitz enteignete, als Bestandteil des nationalen kulturellen Erbes an. Dies verschärfte sich in dem Maße, in dem der Export von Kunst und Antiquitäten zur Devisenerwirtschaftung verstärkt wurde und private Sammler zunehmend Diskriminierungs- und Kriminalisierungsmaßnahmen ausgesetzt waren.

Der Vortrag zum „Geschäft mit der Kunst in der DDR“ gibt einen Überblick über die Rahmenbedingungen des öffentlichen und privaten Sammelns und Bewahrens von Kunst- und Kulturgut sowie über die Verstaatlichung des Kunsthandels in der DDR, die einherging mit der politisch begründeten Entziehung und Enteignung privater und öffentlicher Kunstwerke.

Uwe Hartmann, geboren in Rostock, studierte Kunstwissenschaft an der Humboldt- Universität zu Berlin und erlangte dort seine Promotion 1990. Bis 1999 war er als wissenschaftlicher Assistent am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Nach einem Gastlektorat am Soros Center for Contemporary Art in Almaty (Kasachstan) wirkte er an der Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung MARKsteine am Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte in Potsdam mit. 2001 begann er seine Tätigkeit bei der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste in Magdeburg. 2008 wechselte er nach Berlin und übernahm die Leitung der damals neu gegründeten Arbeitsstelle für Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Seit Gründung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste 2015 in Magdeburg leitet er dort den Fachbereich Provenienzforschung. Uwe Hartmann ist Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit liegen neben der Provenienzforschung vor allem auf dem Gebiet der Geschichte der Disziplin und des Faches Kunstgeschichte sowie ihrer Institutionen im 20. Jahrhundert in Deutschland.

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