Andrea Christine Bambi

SCHÖNE-VORTRAG ON FRIDAY, 31/10/2014

Dr. Andrea Christine Bambi, Munich, talks about:

Verloren durch Auktion, Tausch und Verkauf – Schmerzhafte Lücken im Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

Date: 31/10/2014, 6:15 pm
Venue: Room A 111, Architecture Building of the TU, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin

An event of the Richard Schöne Gesellschaft für Museumsgeschichte e.V. with the Chair for Modern Art History at the Technische Universität Berlin and the Forum Kunst und Markt

Schöne Vortrag++Title, abstract and CV are always written in the respective language of presentation.++

Abstract: Wenn in Museen über Ankaufsetats gesprochen wird, blickt man nicht selten auf vermeintlich gute alte Zeiten mit großzügigen Etats zurück und beklagt das heutige Nichtvorhandensein von Geld für Neuerwerbungen. Für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München scheint das, von wenigen Ausnahmen abgesehen, allerdings schon immer so gewesen zu sein. Ein Blick in die Altregistratur und die Durchsicht der umfangreichen Aktenbestände dazu bestätigen: Die Budgets waren schon vor 100 Jahren knapp.  In den 1920er-Jahren versuchte man, wichtige Werke aus Privatbesitz für die Sammlungen zu erwerben und trennte sich daher von aus damaliger Sicht weniger bedeutenden Werken. Dabei hatte man durchaus vor Augen, dass diese Abgaben sich mangels zeitlicher Distanz als fehlerhaft erweisen konnten. Schließlich war die Schleißheimer Auktion von 1852 und der damit einhergehende Verlust von Dürers „Anna Selbdritt“ noch präsent. Die Tauschgeschäfte in der Zeit des Nationalsozialismus hingegen vermitteln im Rückblick den Eindruck eines von allen moralischen Grenzen befreiten Kunstwerke-Basars, in dem ein auserwählter Kreis von Museumsdirektoren, Kunsthändlern und Vermittlern mit den Sammlungsbeständen operierte. Werke von Monet, Renoir und van Gogh gingen verloren.  Nach 1945 waren die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nicht nur durch die Tauschgeschäfte, sondern auch durch die Abgaben im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ dezimiert. Ganze Sammlungsbestände mussten neu aufgebaut werden. Dies gelang nur mit erneuten Abgaben, die jetzt aus den sogenannten Überweisungen aus Staatsbesitz stammten. Damit sind die Kunstsammlungen der Nationalsozialisten gemeint, die nun diskret veräußert wurden. Mit deren Erlösen wurde die Klassische Moderne in München neu aufgebaut. Der Vortrag stellt die wichtigsten Gemäldeabgaben vor und sucht nach Kriterien und Motivationen für diese Eingriffe in historische Sammlungskomplexe.

Dr. Andrea Christine Bambi hat Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften und Neuere Deutsche Literatur in München studiert und mit einem Sammlerporträt über Adolf Friedrich Graf von Schack promoviert. Sie ist Konservatorin für die Münchner Pinakotheken und war von 2006 bis 2008 als Forschungskoordinatorin und Pressereferentin am Kunsthistorischen Institut in Florenz tätig. Seit 2008 leitet sie das neu gegründete Referat für Provenienzforschung bei den Pinakotheken, die Kulturgüterausfuhr für Bayern und ist Referentin für das Olaf Gulbransson Museum in Tegernsee. Sie koordiniert diverse drittmittelgeförderte Forschungsprojekte zur Provenienzforschung, ist Beiratsmitglied des Freundeskreis Heinrich Campendonk e.V. und Beiratsvorsitzende der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V.

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