Prof. Dr. Henry Keazor

VORTRAG AM MONTAG, 10/07/2017

Prof. Dr. Henry Keazor, Heidelberg, spricht über:

Kunstfälschungen. The Current State of the Art

Datum: 10/07/2017, 18:15 Uhr
Ort: Raum A 111, Architekturgebäude der TU, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin

Leger-Katharina

Links Christian Goller: Heilige Katharina, Fälschung im Stil Matthias Grünewalds, 1972, Cleveland Museum of Art (Study Collection); rechts Wolfgang Beltracchi: Natur (sic!) morte (1913), Fälschung auf der Grundlage verschiedener Gemälde Fernand Légers, vor 2006 (Rückseite), Landeskriminalamt, LKA 454, Berlin/ AA&R, London.

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Am 26. Mai 2017 wurde in den Medien berichtet, dass die im Herbst 2014 eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen den bayerischen Restaurator, Kirchenmaler und Fälscher Christian Goller eingestellt werden – und zwar, weil der Angeklagte wegen gesundheitlicher Probleme auf Dauer verhandlungsunfähig sei. Damit schrumpfte ein „handfester Skandal zur Provinzposse“, wie es formuliert wurde. Doch derartige Rückzüge bereits angeklagter Fälscher sind nicht die einzigen Herausforderungen, vor die sich Kunstgeschichte und Kunsttechnologie gestellt sahen und weiterhin sehen: Fälschungen scheint es zu geben, seit es Kunst gibt, und Versuche, neue Kunstfälschungen einzuschleusen, werden auch künftig wohl nicht vollständig zu verhindern sein. Allerdings kann man anhand der bislang bekannten, aufgeklärten Fälle einiges für die Zukunft lernen, auch, was die Entwicklung präziser Nomenklaturen und zu erwägender Untersuchungsschritte angeht.
Der Vortrag wird mittels ausgewählter Fälle ein Panorama der aktuell bekannten Fälschungsmethoden skizzieren und die daraus zu ziehenden Lehren anhand von drei Problemen (1. Nomenklatur, 2. Entlarvung bzw. Verhältnis von Kunsttechnologie und anderen Methoden, 3. Verbreitung von Information) diskutieren. Er wird sich zudem der Frage annehmen, wie man mit als Fälschungen entlarvten Objekten umgehen kann und soll. Hieraus lassen sich Schlüsse auf die Möglichkeiten einer gewissen Prävention sowie einer schnelleren Enttarnung ableiten, dank derer es vielleicht möglich sein wird, die Wirkdauer und -kraft von Kunstfälschungen zu mindern.

Prof. Dr. Henry Keazor studierte in Heidelberg und Paris Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie. Nach der Promotion 1996 in Heidelberg war er Stipendiat und Wissenschaftlicher Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz. 2005 habilitierte er sich an der Universität Frankfurt am Main und war dann nach einer Gastprofessur an der Universität Mainz von 2006 bis 2008 Heisenberg-Stipendiat der DFG. Von 2008 bis 2012 hatte er den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität des Saarlandes inne; seit 2012 lehrt er als Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg.

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