Prof. Dr. Wolf-Dieter Heilmeyer

VORTRAG AM MONTAG, 25/04/2016

Prof. Dr. Wolf-Dieter Heilmeyer, Berlin, spricht über:

Archäologie und Kunstmarkt heute

Datum: 25/04/2016, 18:15 Uhr
Ort: Raum A 111, Architekturgebäude der TU, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin

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Links: Vorderseite eines Sarkophages mit Szenen aus der Ilias, um 160 n. Chr., B. 200 cm. Dauerleihgabe der Antikensammlung Berlin an das Museo Ostiense in Ostia Antica. Rechts: Aus der Wand gelöstes Fresko-Fragment: Rankengreif, mittleres 2. Jh. n. Chr., 144 cm x 83 cm. Leihgabe des Museo Ostiense an die Antikensammlung Berlin, beide aus: Museumsjournal 6 (2), 1992, S. 48, Abb. 2; S. 49, Abb. 4.

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Auf der internationalen Konferenz „The need of a constructive dialogue between peoples and cultures”, die am 4. September 2015 in der olympischen Akademie beim antiken Ort Olympia in Griechenland stattfand, wies Wolf-Dieter Heilmeyer erneut darauf hin, dass eine große Diskrepanz bestehe „zwischen der Archäologie als kontextorientierter, denkmalschützender, erkenntnisverpflichteter Wissenschaft“ auf der einen Seite „und den massenhaft dekontextualisierten, ihrer Provenienz beraubten, aus devastierten Grabungslöchern stammenden […] archäologischen Objekten“ auf der anderen Seite, die „Jahr für Jahr illegal auf dem Antikenmarkt, in Privatsammlungen und Museen“ auftauchen. Auch in seinem Berliner Vortrag wird Heilmeyer aufführen, dass die Gründe, die Dokumentation zu diesen Objekten zu verschweigen, d.h. ihre rezente Ausgrabung und den Export aus ihrem Herkunftsland, wie es auf dem deutschen Kunstmarkt immer noch vertreten wird, schon im juristischen Sinn nicht tragbar sind.
Er wird zudem ausführen, dass seit mehr als 25 Jahren Museen verschiedener europäischer Länder, solche reich wie solche arm an Antiken, begonnen haben, ein Netzwerk direkter Zusammenarbeit aufzubauen. Im Zentrum einer entsprechenden Vereinbarung zwischen italienischen und deutschen Museen steht der Austausch gut dokumentierter Antiken als Langzeit-Leihgaben – res extra commercium – zur Restaurierung, Ausstellung, wissenschaftlichen Bearbeitung und Publikation. In Olympia wurde vorgeschlagen, diese Dialoge auf ein internationales Niveau zu bringen und als Basis zum Schutz des Kulturerbes weltweit zu fördern. In der Olympia Resolution 2015 wird darauf hingewiesen, dass dazu die bestehenden juristischen und bürokratischen Hindernisse gemindert werden müssen.

Die am 04.09.2015 in Olympia verabschiedete Resolution folgt hier in ihrer englischen Originalversion: Olympia Resolution 2015 on international museum collaboration and protection of cultural heritage

Prof. Dr. Wolf-Dieter Heilmeyer ist Professor Emeritus für Klassische Archäologie an der Freien Universität Berlin und ehemaliger Direktor der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin, zunächst seit 1978 im Antikenmuseum in Charlottenburg und seit 1992 in der wiedervereinigten Antikensammlung (Pergamonmuseum) auf der Museumsinsel. Unter seiner Leitung wurde 1998 die Neueröffnung der griechischen Abteilung der Antikensammlung im Alten Museum gestaltet. Zu seinen wichtigen Ausstellungen zählen „Kaiser Augustus und die verlorene Republik“ (1988), „Die griechische Klassik – Idee oder Wirklichkeit“ (2002) und „Mythos Olympia – Kult und Spiele“ (2012). Seine wissenschaftlichen Arbeitsgebiete sind die Kulturgeschichte der Griechen und Römer sowie Material und Technik der antiken Kunst.

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