Prof. Dr. Gilbert Lupfer

VORTRAG AM MONTAG, 22/01/2018

Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Dresden/Magdeburg, spricht über:

Provenienzforschung gestern – heute – morgen.
Das „Daphne“ – Projekt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als Beispiel

Datum: 22/01/2018, 18:15 Uhr
Ort: Raum A 111, Architekturgebäude der TU, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin

Bernardo Daddi, Enthauptung der heiligen Reparata, um 1345, Tempera (?) auf Holz, 26 x 36,5 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 3577, Vorder- und Rückseite  © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel & Hans-Peter Klut

Bernardo Daddi, Enthauptung der heiligen Reparata, um 1345, Tempera (?) auf Holz, 26 x 36,5 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 3577, Vorder- und Rückseite © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel & Hans-Peter Klut

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Provenienzforschung befasst sich mit den wechselvollen Biographien von Objekten – vom Atelier des Künstlers bis zu den heutigen Eigentümer*innen. Sie ist unerlässlich für das Verständnis von Sammlungsgeschichten und -kontexten kunst- und kulturhistorischer Artefakte, mit einer ernsten politischen Dimension. Im Jahr 2008 startete an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) das Projekt „Daphne“, finanziert von der Sächsischen Staatsregierung. Den Namen bezieht dieses Projekt von der gleichnamigen, zusammen mit der Firma Robotron entwickelten Software, die Inventur, Provenienzforschung und die elektronische Bestandserfassung in einer Bilddatenbank miteinander verbindet.
Erfasst werden alle Objekte der SKD – weit über anderthalb Millionen. Die systematische Provenienzklärung hingegen bezieht sich (bislang) auf die Zugänge seit 1933. Dabei richtet sich der Fokus vor allem auf den NS-Raub – schließlich war Dresden eine Drehscheibe des „Sonderauftrags Linz“. Aufklärungsbedürftig sind aber auch Zugänge in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, denn auch zwischen 1945 und 1989 gab es diverse Varianten des Entzugs, von der sog. Schlossbergung bis hin zum Umgang mit den Kunstwerken, die sog. Republikflüchtlinge in der DDR zurücklassen mussten.
Seit 2010 gehören auch die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen mit ihren Museen in Dresden, Herrnhut und Leipzig zu den SKD und so spielen zunehmend auch die Themen human remains und koloniales Erbe eine Rolle. Der Vortrag zur „Provenienzforschung gestern – heute – morgen“ wird ausführen, inwieweit „Daphne“ als ein Modellprojekt für Museen in Deutschland bezeichnet werden kann.

Gilbert Lupfer, geboren in Stuttgart, studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie der FU Berlin. 1995 erlangte er seine Promotion in Kunstgeschichte (Universität Tübingen), 2002 seine Habilitation (TU Dresden). Von 1993 bis 2002 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der TU Dresden, wo er seit 2007 eine außerplanmäßige Professur für Kunstgeschichte innehat. Seit 2002 ist Gilbert Lupfer als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden tätig. Seit 2008 leitet er ebendort das Provenienzforschungs-, Erfassungs- und Inventur-Projekt „Daphne“. 2013 übernahm er zusätzlich die Leitung der Abteilung für Forschung und wissenschaftliche Kooperation. Seit 2017 ist Gilbert Lupfer außerdem wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg. Von ihm sind zahlreiche Publikationen zur Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts, zur Museologie und Museumsgeschichte sowie zur Provenienzforschung erschienen.

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